Freifunk Nordwest

Das Bürgernetz im Nordwesten

Titelbild
17. Juni 2014 15:15 Uhr
Bilanz nach einem halben Jahr Freifunk in Wittmund

Heute vor genau 200 Tagen habe ich in der Fußgängerzone den ersten Freifunkzugang errichtet. Man kann schon fast von damals reden, habe ich mich mit viel Werkzeug und einer Leiter im Auto auf den Weg zur Bäckerei Bojert gemacht, um dort den ersten Router zu installieren. Am gleichen Abend noch trug ich den Router in das Netmon von Oldenburg ein und war einfach nur stolz, etwas für die Innenstadt gemacht zu haben. Mehrmals am Tag hatte ich das Netmon im Blick um zu schauen wie viele denn meinen Freifunk-Knoten schon entdeckt hatten und wie viele am surfen war. Schnell klinkte auch die Wittmunder Jugend sich in den Zugangspunkt ein und surfte schon fast täglich in meinem Freifunk-WLAN.

Das System, das hinter dem Freifunkzugängen werkelt, hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. So erhielten die Router mit jedem Update immer mehr Funktionen und es entwickelte sich immer weiter weg von einem ‚Bastler-Netzwerk‘, hin zu einem funktionierenden und von jedem zu benutzendem freien Netzwerk, das nicht nur von den Freifunkern selber, sondern auch von Jedermann genutzt werden kann. Aber überhaupt auf Freifunk zu kommen hat mich einige Recherchen gekostet, denn Freifunk ist kein kommerzieller Anbieter, sondern ein Netzwerk von Routern, das von Bürgern aufgebaut wird und sich selbst verwaltet. Und darin lag für mich einer der Faktoren, die Innenstadt von Wittmund mit Freifunk zu versorgen. Natürlich hatte ich auch überlegt, Systeme von Telekom oder Kabeldeutschland (jetzt Vodafone) zu nutzen, aber einen wirklichen Ansatz, wie ich kostengünstig und schnell die Zugänge in der Innenstadt installieren könnte, hatte ich nicht.

Zudem brachten diese kommerziellen Anbieter immer wieder einen faden Beigeschmack. Zum einen, weil sie Zugangsdaten benötigen, die man teils lediglich als Kunde bekommt oder aber, dass ein Surfen nur mit einer Zeitbegrenzung erfolgen kann. Dagegen ist ein einklinken in das Freifunk-Netzwerk ohne Zugangsdaten möglich und kann von jedem, der ein WLAN-Fähiges Gerät besitzt, genutzt werden. Mit einem Fingertipp ist man mit dem WLAN-verbunden. Es muss nicht eingerichtet oder gar Konfiguriert werden. Für mich ein ganz wichtiger Faktor. Nachdem ich nun den ersten Zugang in der Innenstadt installiert habe, sollte der Ausbau weitergehen. Nach kurzem Gesprächen stand dieser auch schon fest. Es war die Kneipe ‚Im Eimer‘, die im Besitz von Kerstin Beyer ist. Mit ihr konnte ich meinen nächsten Zugangspunkte in der Innenstadt planen, den ich dann auch kurz vor Weihnachten installierte. Im Januar kam dann der Zugangspunkt am Marktplatz hinzu, den ich im Restaurant ‚La Bella‘ aufbaute. An einem sonnigen Februartag traf ich dann auf den Inhaber der Eisdiele, der in diesem Jahr, wegen des schönen Wetters, schon früh sein Türen öffnen konnte. Nach einem kurzen Gespräch konnte ich auch ihn von der Idee ‚Freifunk‘ überzeugen. Mit diesem hatte ich dann schon den 5 Freifunkrouter in der Innenstadt installiert. 3 davon waren außen angebracht und versorgten schon eine recht große Fläche.

Danach kehrte ein wenig Ruhe in das Projekt Freifunk ein, denn weitere Gespräche mit einigen Geschäften in der Innenstadt verliefen leider erfolglos. Aber Anfang April war dann der Durchbruch für Freifunk in Wittmund: Mit einem Gespräch im Modehaus ‚Klüns‘ habe ich gleich Kontakt zu den Inhabern von ‚Spielwaren Schmied‘ und einer ‚Anzeiger für Harlinger‘-Radakteurin bekommen, die mir alle anboten auch an ihren Häusern Freifunkinstallationen vornehmen zu können. Kurz vor Ostern waren dann auch Zugänge zum Freifunknetz installiert und mit dem Start des Ostermarktes in Wittmund gingen sie dann auch online. Damit ist nun schon der komplette Wittmunder ‚Einkaufspudding‘ zu einem großem Freifunkhotspot geworden, der an schönen Tagen auch reichlich an Usern anzog. Gerade in der Eisdiele sind teilweise mehr als ein dutzend User am surfen. Wenige Tage später stand dann auch der Artikel über die Arbeiten von Freifunk Wittmund in der Innenstadt recht präsent auf Seite 3 im Anzeiger für Harlingerland, der örtlichen Lokalpresse. Durch diesen wurden viele, die von dem neuen Freifunknetz in der Innenstadt noch nicht wussten, auf unsere Bemühungen aufmerksam. Auch der Bürgermeister Wittmunds selber. Dieser rief uns noch am Dienstagmorgen an und er sagte uns in jeder Hinsicht seine Unterstützung zu. Einfach nur Wahnsinn! Kurz darauf bekamen wir auch über unsere Homepage Kontakt zum Systemverwalter, der sich über das Kommentarfeld mit uns in Verbindung setzte. Mit ihm bauten wir im letzten Monat dann das Freifunknetz auch auf dem Kurt-Schwitters-Platz aus.

Dadurch, dass nun mehr und mehr Menschen von dem Projekt wussten, ist es viel einfacher geworden auf die Menschen zu zu gehen und sie über Freifunk aufzuklären, denn viele hatten die Artikel in der Zeitung gelesen und wussten mein Engagement zu schätzen. Teils kamen aber auch die Bürger und Geschäftsinhaber auf uns zu und fragten nach Installationen und Freifunk-Routern. So starteten wir innerhalb von wenigen Monaten in Wittmund voll durch und von vielen Seiten bekamen wir Lob und Verbesserungsvorschläge, für die ich mich noch recht herzlich bedanken möchte! Durch die Unterstützung des Bürgermeisters und durch die Stadt Wittmund, haben wir nun Zugang zu immer mehr Gebäuden. Dadurch konnten wir bereits von ein paar Wochen die Touristinformation mit einem Freifunk-Knoten versehen und so die Reichweite nun schon fast über die Innenstadt hinaus weiter ausdehnen.

An einer weiteren Stellen wollte ich mich ebenfalls bedanken. Wie ich schon schrieb, unterstützt uns nun auch die Stadt Wittmund. Bei einem Punkt war ich aber besonders erfreut, denn die Stadt hat mir die gesamte Summe, die ich in das Projekt ‚Freifunk in der Wittmunder Innenstadt‘ gesteckt hatte, zurück erstattet. Als zusätzliches Dankeschön erhielt ich ein Festivalticket zu ‚Rock am Ring‘. Vielen vielen Dank an dieser Stelle noch einmal dafür! Damit ging dann auch wenige Tage später ein Pressetermin einher, der dies nocheinmal in die Zeitung gebracht hat. Mit dem Artikel wurde dann auch endlich der Link zu unserer Homepage in der Zeitung abgedruckt und die Anfragen und Zugriffe auf die Website stieg innerhalb von wenigen Tagen noch weiter an.

Nun, nach diesen erfolgreichen Wochen und Monaten wollen wir natürlich in Wittmund nicht auf einem Fleck stehen bleiben. Wie ihr in den Planungen und im Blog selber immer fleißig mitlesen könnt, stehen in den nächsten Monaten weitere Installationen auf der Agenda. Zum einen werden wir bald auch den Stadtpark mit Freifunk-WLAN versorgen können. Durch den Zugang zu dem Dach der Stadthalle, sowie der Residenz und dem dort zur Verfügung stehenden Internetanschluss, werden wir Freifunk auch auf der Grünen Wiese dort anbieten können. Die Gespräche laufen! Weiter dürfen wir in den Schulen der Stadt, wie schon in einem Blogeintrag erwähnt, ebenfalls unser WLAN ausbauen. Auch hier laufen im Moment noch die ersten Gespräche. Wahrscheinlich werden wir dann im August mit den Arbeiten dort beginnen können. In der Stadt fehlen darüber hinaus auch noch 2 weitere Stadtorte, die unsere WLAN dort komplettieren würden. Diese liegen zum einen bei Thalia, wo man zwar bereits schon surfen kann, die Luft aber wahrscheinlich schnell enger werden wird. Gänzlich unversorgt ist leider noch die Ecke vor Rios Kneipe ‚Dr. Jack‘. Grade hier werden sich ebenfalls viele Menschen tummeln. Diese zwei Punkte sind uns bisweilen noch ein Dorn im Auge, den wir hoffentlich schnell ziehen können.

Im Anschluss will ich mich noch einmal bei allen bedanken, die mich unterstützen. Leider wird es noch einige Zeit dauern, bis wir an jeder belebten Ecke in Wittmund auch einen Zugang errichtet haben. Daher bitte ich in diesem Punkt auch um ein bisschen Geduld. Ich stecke jede freie Minute in das Projekt. Es ist echt viel Arbeit geworden, aber sie macht mir weiterhin richtig viel Spaß. Wenn man meine Website von Anfang an gelesen hat, merkt man das sich im Verlauf der Blogeinträge das Personalpronomen geändert hat. Denn auch bedanken möchte ich mich bei Hilko, meinem Arbeitskollegen, der sich um all die Fragen, Probleme rund um Software gekümmert hat. Er hat sich da in der letzten Zeit immer weiter in die Materie hineingearbeitet und ist mittlerweile zum echten Freifunker geworden. Auch er steht nun als Freifunker, neben mir, auf unserer Homepage. Neben ihm möchte ich mich aber auch bei Stephan Bartsch bedanken, der im Rathaus als Systemverwalter arbeitet und nun ebenfalls mich seit längerer Zeit bei Freifunk begleitet und auch selber schon einige Router in der Innenstadt errichtet hat. Wenn es um Standorte oder Fragen an die Stadt Wittmund geht, hat er immer ein wenig Zeit für mich. Ein Dank auch an ihn!

Aber auch andere sind aufgerufen, die Spaß am Thema Freifunk haben, uns zu helfen und ‚Freifunk Wittmund‘ mit weiterer Energie wachsen zu lassen. Darum werden wir im nächsten Monat ein offenes Treffen in der Wittmunder Innenstadt machen, zu der sich jeder hinzu gesellen  und Fragen stellen kann. Auch kann jeder in Wittmund bei sich zu Hause ebenfalls einen Router aufstellen und dafür sorgen, dass an immer mehr Stellen ein freies WLAN zur Verfügung steht und keinem ein Zugang zu einem immer wichtiger werdenden Medium verwehrt bleibt. Ein Router kostet lediglich 15 Euro und kann von jedem Laien einfach aufgestellt werden. Die Einstiegshürden, ebenfalls ein Freifunker zu werden, sind niedrig und wir wollen immer mehr Menschen von Freifunk überzeugen, denn es ist und bleibt ein freies, selbsttverwaltendes Funknetzwerk, das keiner einfach so ausknipsen kann und von Bürgern für Bürger aufgebaut wird.